In den letzten Jahren, während des Studiums und auch im Berufsalltag waren Notizbücher meine ständigen Begleiter. Sie waren schnell zur Hand und ich konnte mir kurze Notizen machen oder eine kleine Skizze anfertigen; außerdem mochte ich die Haptik des Papiers und Einbands und liebte es, mit dem Stift in der Hand zu jonglieren und nachzudenken.
Mit der Zeit hatten sich einige Bücher und Hefte angesammelt, manche davon nur auf den ersten Seiten beschrieben, andere voller Notizen und ergänzt mit losen Notizzetteln, aufgeklebten Post-Its, eingesteckten Büroklammern und Haftstreifen zum Markieren von Seiten. Manche thematisch sortiert, andere mit einer Vielzahl von losen Gedanken, Ideen und Skizzen.
Eines hatten Sie jedoch alle gemeinsam; irgendwann wanderte jedes Buch ins Regal und wurde lange Zeit nicht mehr angefasst.
Besonders wenn die Bücher und Hefte mehrere Themen beinhalteten, war es schwer, die Zusammenhänge und Querverweise nach langer Zeit nachzuvollziehen. Auch wenn sich ein Thema über mehrere Bücher erstreckte, war es schwer, diese wieder sinnvoll zusammen zu führen. Außerdem war unterwegs häufig nicht immer das richtige Buch zur Hand, sodass ich auch dadurch die Inhalte immer weiter verstreuten. Dadurch wurde die Suche von Inhalten mit der Zeit immer mühevoller und zur echten Detektivarbeit. Ein weiteres Feature, dass dem analogen Medium fehlte; eine Erinnerungsfunktion oder Alarm, der auf Termine oder Fälligkeiten hinwies.
Mir ging eine Vielzahl von Informationen und potenzielle Synergien verloren. Auch die Vielfalt an Hobbies und Interessen wuchs mit der Zeit immer weiter oder veränderte sich.
Organisations-Tools im Arbeitsalltag ganz normal
Im Arbeitsalltag sind Tools für die Organisation von Projekten, der Zusammenarbeit mit Kollegen und dem Aufbau einer Wissensdatenbank ganz normal. Dazu stehen verschiedene Tools zur Verfügung wie zum Beispiel Confluence und JIRA von Atlassian. Eine zentrale Übersicht der Aufgaben und eine flexible Wissensdatenbank erleichtern den Arbeitsalltag enorm.
Nun stand ich auch privat vor der Herausforderung, Interessen, Notizen und Hobbies, sowie die täglichen Aufgaben sinnvoll und einheitlich zu organisieren. Im Alltag stoße ich ständig durch Empfehlungen von Samsung FREE oder der Google Discover verschiedenen Plattformen wie YouTube, Reddit und den beruflichen Netzwerken auf interessante Informationen, werde von Beiträgen inspiriert oder möchte kurz einen spontanen Gedanken notieren.
Mehr als nur Notizen: Anspruch und Anforderungen an die Selbstorganisation im Alltag
Bisher habe ich für persönliche Notizen verschiedenste Formate und Medien ausprobiert: physische Notizbücher, die sicherlich einigen Charm haben, aber eben analog sind und in denen man schlecht referenzieren, strukturieren oder suchen kann. Für Skizzen und Mockups eignen sie sich hingegen sehr gut und lassen sich intuitiv nutzen.
Ein weiteres Medium sind natürlich diverse digitale Apps oder Tools, wie die Notizen-App auf dem Samsung oder Mac-Book, Tabellen/Spreadsheets in der Cloud von Google oder Microsoft. Diese bieten verschiedene Vorteile wie Rechenfunktionen und Auswertungsvisualisierung oder die Angabe eines Status. Auch Anwendungen wie “Pocket” habe ich zeitweise genutzt, jedoch konnte sich das Tool im Alltag nicht etablieren und ich nutzte es immer weniger.
Mit meinen Kalendern bin ich mittlerweile auf eine selbst gehostete Version von OwnCloud umgestiegen und bin sehr zufrieden damit.
Weitere selbst gehostete Software wie MediaWiki oder auch OnlyOffice habe ich ebenfalls ausprobiert, sie waren für meine Zwecke aber nicht geeignet.
Auch die private Nutzung von Confluence und JIRA habe ich per Test-Account kurzzeitig ausprobiert. Allerdings ist eine der größten Anforderungen an ein Tool die Verwendung von durchsuchbaren und filterbaren Tabellen und Datenbanken. Dies ist bei Confluence nur durch den Einsatz von (kostenpflichtigen) Erweiterungen möglich.
Herausforderung: unzählige Quellen, verschiedene Notizspeicher, eine Vielzahl an Interessen
Anhand der Erfahrung aus den letzten Jahre, ergaben sich für mich folgende Herausforderungen:
- es gibt eine Vielzahl an Quellen die mich im Alltag begleiten und mir Informationen in unterschiedlichen Formaten zur Verfügung stellen
- bisher habe ich analoge handschriftliche Notizen, Textdateien und Cloud-Anwendungen genutzt. Verschiedene Informationen zum gleichen Thema liegen also an verschiedenen Orten.
- meine Interessen sind vielfältig, teilweise haben sie Berührungspunkte, teilweise stehen sie für sich alleine
Anforderungen an das System
An das technische System ergeben sich für mich folgende Anforderungen:
- es muss ein digitales System, dass alle Informationen zentral verfügbar macht
- es muss dabei leicht durchsuchbar sein (Suchfunktion, Indexierung o.ä.)
- es muss geräteübergreifende Nutzung ermöglichen (Desktop und mobile Geräte - um die Synergien zu nutzen)
- man muss aus verschiedensten Quellen-/Plattform und Anwendungen Inhalte erstellen können (kompatible mit allen Informationskanälen)
- es muss die Möglichkeit geben die erstellen Inhalte mit Mehrwert zu versehen (Verlinkung der Inhalte untereinander, Übertrag auf andere Themen, Kategorisierung von Inhalten, Erstellung von Notizen)
- es muss hochgradig anpassbar sein (eigene Integration von Filtern, Kategorien und Rastern, verschiedene Darstellungsoptionen der Inhalte je nach Bedarf)
- es muss Multi-User-fähig sein (gleichzeitige Nutzung mit 2+x Nutzern und gleichzeitige Bearbeitung von Dokumenten und Inhalten, Arbeit im Team)
- es muss die Möglichkeit bieten verschiedener Mediadaten hochzuladen (Bild, Video, Audio)
- es muss eine Art von Projektmanagement abbilden können (Kanban-Board, Status-Anzeige, Fälligkeitsdatum, Verantwortlichkeit etc.)
Mit diesen Überlegungen begann meine Reise durch das Thema Selbstorganisation, der ich noch immer interessiert folge.
Vor der Wahl des Tools lernte ich viel über verschiedene Ansätze der Selbstorganisation; warum für meine alltäglichen Bedürfnisse der "Second-Brain-Approach" die bisher am besten geeignete Methode ist und mit welchem Tool ich diesen derzeit am umsetze, berichte ich in diesem Beitrag: "Mit dem Second-Brain-Approach zu mehr Ruhe".